|
Unsere Philosophie des Tango Argentino
Glaubt man Don
Alfredo Alderete, dem Präsidenten der
Academía
Alemana del Tango, so gibt es mehr als 80.000 Tango-Musikstücke
auf unserer Welt. Dazu haben sich Generationen von Milongueros ein
paar Tausend Tanzfiguren und Variationen davon ausgedacht. Und weil
der Tango seit einigen Jahren wieder populär geworden ist,
werden auf der ganzen Welt den lernbegierigen Schülern Figuren
aus diesem gigantischen Repertoire beigebracht. Meistens mit dem
Ergebnis, daß am Ende eines Tango-Jahres vielleicht zwei, drei
Figuren "hängengeblieben" sind. Und die werden dann
abgenudelt, mal hölzern, mal geschmeidig, mal zur Musik passend,
mal nicht.
Es gibt auch einen anderen Weg, den der Milongueros, der
dort beschritten wird, wo das alles erdacht wurde: in Argentinien.
Seine Philosophie läßt sich unter drei Gesichtspunkten
zusammenfassen:
Das Suchtmittel der Musik ist ihre innere Struktur, die
Tango-erregende Modulierung des Taktes durch den Rhythmus, die
Menschen aller Kulturkreise anspricht und in ihnen das Bedürfnis
hervorruft, diese Musik in Tanz umzusetzen. Die wichtigste Aufgabe
eines Lehrers besteht darin, die Schüler zum aufmerksamen
Zuhören anzuleiten und ihnen die Harmonie der Bewegung in der
Musik zu vermitteln.
Das Suchtmittel des Tanzes ist die grenzenlose Freiheit seiner
Ausdrucksformen. Selbst der "Grundschritt", wie er in
Europa gelehrt wird, ist eine Hilfskonstruktion, die geschaffen
wurde, um dem Schubladendenken europäischer Tänzer Rechnung
zu tragen. Beim Tango hat man statt dessen, wie im wirklichen Leben,
bei jedem Schritt eine schöpferische Vielfalt ohne Ende. Tango
tanzen ist vollendete Improvisationskunst; die Freiheit, Dinge zu
tun, die in eben dem Moment zur Musik, zur Stimmung passen und ebenso
die Kunst, der Partnerin die Absicht der Bewegung zu vermitteln. Die
wichtigste Aufgabe des Lehrers besteht darin, die innere Struktur des
Tanzes aufzuzeigen und die Bewegungselemente zu lehren, auf die sich
das Ganze reduzieren läßt. Hat der Schüler diese
Bewegungselemente verstanden, dann kann er wie mit einem Baukasten
damit spielen und sie zu immer neuen Figuren zusammensetzen.
Doch der Tango bietet auch einen artistischen Reiz. Auf der
Grundlage einer soliden Improvisationskunst entfaltet sich irgendwann
die Fertigkeit, mit dem eigenen Körper komplizierte Bewegungen
auszuführen. Dies belebt die flüchtige Beziehung zwischen
Tänzer und Tänzerin und sieht auch von außen her gut,
mitunter sogar spektakulär aus. Doch ist der Grat zwischen
souveräner Darbietung und mißratener Zirkusnummer oft sehr
schmal und es bedarf jahrelanger Übung und Erfahrung, derartige
Glanzlichter im Tango-Salon gekonnt einzusetzen.
Dies ist die Philosophie des Tangos, wie sie von den Maestros
Emile Sansour, Hülya Bilaloglu und Nazan Greiner in ihrem Unterricht umgesetzt
wird. Der Neu- oder Quereinstieg in ihre Kurse
und Workshops kann jederzeit erfolgen. Das einzige was Sie
brauchen, ist: etwas Geduld, und zwar mit sich selbst!
[©hs]
|
|